Auf dem Jubiläumsgrat zur Zugspitze – der harte Weg
Apropos Biwack: Die neue Biwackschachtel bietet 12 Schlafplätze mit Decken und wird
von etlichen Bergsteigern zur Übernachtung genutzt; zumindest deuteten die großen
Rucksäcke der mit der ersten Gondel zur Zugspitze Aufgefahrenen darauf hin.
(zwischen Biwackschachtel und Zugspitze)
Da der Zugspitzgipfel zunehmend von Wolken verhüllt war, legten wir die letzte
Wegstrecke zügig zurück und reihten uns kurz vor dem Gipfel in den Menschenstrom
ein, den der Höllentalanstieg ausspuckte. Nach gut 11 Stunden und ca. 2000
Höhenmetern standen wir dann auf dem höchsten Punkt Deutschlands und gönnten uns,
da kurz danach ein Gewitterregen einsetzte, eine Abfahrt mit der Zahnradbahn zum
Ausgangspunkt der Tour.
Fazit: Eine unvergessliches Bergerlebnis – anstrengend, aber mit einem Gefühl
grenzenloser Freiheit!
Wer den Jubiläumsgrat von Ost nach West beschreiten will, sollte im Sommer genügend
Getränke dabei haben (mind. 4 – 5 Liter), vor allem, wenn ein Biwack eingeplant oder
wetterbedingt notwendig ist.
Das mühsame Schleppen kann man umgehen, indem man auf der Zugspitze startet und
die Getränke entweder mit der Bahn heraufbefördert oder bei einer Übernachtung im
Münchner Haus kauft. Wenn das Wetter stabil ist, muss man bei einer West – Ost –
Überschreitung nicht hetzen, um die letzte Seilbahn zu erreichen, sondern sollte am
Gipfel der Alpspitze noch einmal rasten und die Tour in der Abendsonne auf dem
Kreuzeckhaus ausklingen lassen.
Dirk Schulze (Fotos: Michael Lenzen)
Gut gestärkt brachen wir danach in Richtung Zugspitze auf, noch nicht ahnend, was uns erwartete. Im Führer waren 6 – 9 Stunden für die Gratbegehung angegeben – reine „Gehzeit“ verstehtsich - bei einemständigen auf undab. Die Orientierung war durchweg einfach, da die Markierungen erneuert waren und wir den „Weg“ mit etwas Umsicht gut finden konnten. Etwa 2/3 der Strecke ist an den kritischen Stellen klettersteigmäßig gut abgesichert, erst zwischen Biwackschachtel und Zugspitze gab es ausgesetzte ungesicherte Passagen. Kurz nach der Vollkarspitze dann der erste richtige Wachmacher: 20 m senkrecht hinab am Stahlseil gesichert. Aber das war nur der Anfang! Nach jedem Aufstieg folgte ein Abstieg, auch als das Gipfelkreuz der Zugspitze schon deutlich zu sehen war. Gegen Ende der Tour war dies ewige auf und ab nur noch nervig.
Dirk Schulze (Fotos: Michael Lenzen)
Da das Wetter stabil erschien, legten wir so manche Pause ein, um die Eindrücke und die Ruhe zu genießen. Dabei fiel der Blick auch auf den Höllentalferner. Am Übergang zum Fels stauten sich geschätzte 60 Bergsteiger in der Warteschlange. Wie gut hatten wir es hier oben, wo uns bis zum Biwack lediglich 2 Bergsteiger entgegenkamen.
Auf dem Jubiläumsgrat zur Zugspitze – der harte Weg
Nach vielen vergeblichen Anläufen passte diesmal alles: kein Schnee, trockener Fels,
Gewitterneigung zum Nachmittag hin gering.
Auf dem Rückweg aus dem Zillertal, wo ich mit meinem Bergfreund Michael um die
Berliner Hütte herum einige interessante Bergtouren gemacht hatte, konnten wir – gut
akklimatisiert und voller Tatendrang – diese Gelegenheit nicht auslassen.
Natürlich wollten wir den Gipfel der Zugspitze „by fair means“ erreichen. Unseren Plan,
von der Höllentalangerhütte über das Matheisenkar zur Grießkarscharte aufzusteigen,
mussten wir verwerfen, da kein Schlafplatz mehr zu reservieren war. Also kam Plan B
zum Zug: Aufstieg am späten Nachmittag zur Bergstation der Kreuzeckseilbahn und
Übernachtung auf dem Kreuzeckhaus. (1650 m; sehr zu empfehlen).
(Blick von der Alpspitze auf die Zugspitze)
Dann kam der 6.September - unser Tag! Um 4 Uhr startete im Schein der Stirnlampen
das Unternehmen Jubiläumsgrat. Nach gut 1,5 Stunden erreichten wir bei völliger
Dunkelheit die Bergstation der Alpspitzseilbahn und kurz danach im ersten
Morgengrauen den Einstieg zum Klettersteig. Diese „via ferrata“ macht ihrem Namen
alle Ehre; noch nie habe ich so viel Eisen am Fels verbaut gesehen wie bei diesem Steig!
Während des Aufstiegs konnten wir den herannahenden Tag in vollen Zügen genießen
und waren kurz nach Sonnenaufgang gegen 6.45 Uhr am Gipfelkreuz der Alpspitze
(2698 m). Selten hat mir ein Frühstück am Berg so gut geschmeckt wie hier.