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Jugend-Sommerfahrt 2022 ins Ötztal

„Früh trifft sich, wer gut planen will“. Das war die Devise für eine gute Vorbereitung auf die Sommerfahrt 2022. Somit fand das erste Planungstreffen der Jugendleiter bereits im November 2021 statt, bei dem zunächst der Zeitraum (letzte Sommerferienwoche), die Aktivitäten und mögliche Ziele besprochen wurden. Dabei ging es zunächst noch etwas chaotisch zu. Nachdem wir uns beim zweiten Mal aber auf ein Ferienziel geeinigt hatten, ging es dann in vielen weiteren Treffen mit der Detailplanung langsam voran. Immerhin mussten Quartiere, Fahrzeug, Bus und Bahn u.v.m. im Voraus gebucht, die ganzen Freizeitaktivitäten vorbereitet und Fördertöpfe angezapft werden…

Anfang Juli gab es dann ein großes Fahrt-Vortreffen im Griffreich, wo wir unsere Planungen vorstellten und letzte Fragen beantworteten. Dabei gab es für Eltern, Teilnehmende und JugendleiterInnen eine leckere Suppe.

Am 12.08.22 war es dann soweit. Der geliehene 9-Sitzer Bus wurde bis unter das Dach mit JugendMaterial und Einkäufen vollgeladen und setzte sich mit noch vier reingequetschten Leuten gen Süden in Bewegung. Nach einem kurzen Nacht-Break erreichten sie am nächsten Mittag das Ziel im Ötztal, entluden das Auto um gleich danach wieder frisches Gemüse u.a. Leckereien für unsere vegetarische Woche zu besorgen.

Inzwischen trafen die ersten Teilnehmer ein, die bei individueller Anreise aus dem Urlaub von ihren Eltern gebracht wurden.             

Alle anderen waren am 13.8. um 8:30 Uhr ökologisch und umweltverträglich mit der Bahn in Hannover gestartet. Leider zeigte sich selbige – wie so häufig – mal wieder von ihrer störanfälligen Seite. Auf halber Strecke nach München musste wegen einem Defekt der Zug gewechselt werden und damit waren dann die Sitzreservierungen hinfällig. Glücklicherweise erreichten sie noch den Anschlusszug in München und damit pünktlich den Bahnhof im Ötztal. Hier war eigentlich ein Extra-Linienbus für unsere große Gruppe angemeldet, aber auch das ging in die Hose. Lange Rede kurzer Sinn: Irgendwie schafften es alle in einen Bus und auch noch die letzten 2 Kilometer zu Fuß zum Quartier.

Das war vielleicht die bitterste Pille, die wir bei der Fahrt schlucken mussten. Unsere beiden Ferienwohnungen lagen zwar nur 500 m auseinander, aber eben 2 km von der Hauptstraße im Tal entfernt und verlangten dann bei den Aktivitäten immer einen ca. 30-minütigen Fußmarsch bis zum Bus und zurück. Dafür war’s recht komfortabel…

Der erste Tag wurde dann noch seeeehr lang. Wir mussten uns auf die Wohnungen und Zimmer aufteilen, auspacken, Abendessen zubereiten und die Planung für den nächsten Tag besprechen…

Am nächsten Tag fuhr eine kleine Gruppe nach Oetz. Hier machten sie, bei strahlendem Sonnenschein, die „Rossköpfe-Rundwanderung“ mit dem Gipfel. Alle waren fit und motiviert und zum Schluss schauten sie sich noch das sogenannte „Widiversum“ an.

Bild1Gipfelglück mit guter Sicht auf der Rossköpfe-Rundwanderung

Die anderen 30 Leute nahmen später den Klettergarten Oberried in Beschlag. Glücklicherweise begegneten sich dort alle Gruppen mit gegenseitiger Rücksichtnahme. So konnte jeder an diesem Tag mehrere Routen im Gneis ausprobieren. Palmi, Maxim und Miri gaben an Bäumen zusätzlich eine Einführung in Standplatzbau und Mehrseillängenklettern.

Bild3

Der nächste Tag begann etwas verregnet. An Outdoorklettern war somit nicht zu denken. Aber Not macht erfinderisch: somit bewegten sich mehrere Seilschaften zu Übungszwecken durch das Ferienhaus und festigten die Vorgehensweise beim Mehrseillängen-Klettern  

Eine weitere Gruppe fuhr mit dem Bus die Ötztaler Gletscherstraße hinauf, zur leider geschlossenen Tiefenbach-Seilbahnstation in 2830 m Höhe. Die Gipfel waren aber sowieso in Nebel gehüllt. Später ging es bei Sonnenschein gemütlich einen schönen Panorama-Wanderweg in Richtung Vent und abschließend mit der Seilbahn wieder runter ins Tal.

Bild4Gute Stimmung auf dem Panoramaweg nach Vent.

Die nächsten zwei Tage war frühes Aufstehen angesagt. Jeweils eine Gruppe machte sich morgens auf den Weg zur Hildesheimer Hütte in die benachbarten Stubaier Alpen. Um den langen Zustieg zu verkürzen, musste in Sölden ein Wanderbus erreicht werden, der uns dann schon mal ein gutes Stück ins Windachtal brachte. Wir erreichten die Hütte am frühen Nachmittag. Weil sich alle noch fit fühlten, beschlossen wir, die für den Tag darauf geplante Besteigung des 3211m hohen Schussgrubenkogel vorzuziehen. Der eigentlich leichte Gipfel erforderte dann doch noch etwas Kletterei und dadurch mehr Zeit als gedacht. 

Bild5Auf dem Weg zum Schussgrubenkogel

Insgesamt waren es dann fast 1300 Höhenmeter Aufstieg. Eine beachtliche Leistung, zumal einem Teilnehmer auch noch der Wanderschuh kaputt ging und provisorisch repariert werden musste! Beinahe hätten wir dadurch noch das Abendessen verpasst… Bild6Not macht erfinderisch…

Die zweite Gruppe, der wir tags drauf im Tal an der Bushaltestelle begegneten, konnte an die Leistung nicht ganz anknüpfen. Sie schaffte es aber bis zur Hütte, und machte es sich hier dann mit Kaiserschmarrn oder Germknödel gemütlich…

In der Zwischenzeit war der große Rest natürlich nicht untätig. Mit ausgeliehenen Klettersteigsets ging es durch die spektakulären Steige am Stubien- bzw. Lehner Wasserfall. Dass es sich an den Schlüsselstellen manchmal staute, trübte das Erlebnis nicht, so hatte man Zeit zur Erholung oder um Fotos zu machen.

Bild7Gut gerüstet für den Stubienfall-Klettersteig

Bild8In luftiger Höhe über dem Lehner Wasserfall

Eine weitere Gruppe besuchte den Freizeitpark Area47, wo der Badespaß in der gekauften ÖtztalSommercard inkludiert war. Wasserrutschen und andere Aktionen ließen keine Langeweile aufkommen. Der sogenannte „Cannonball“ warb mit dem Slogan: „Wasser marsch, guten Flug und spritzige Bruchlandung.“ Leider gab es für Martha dann wirklich eine Bruchlandung. Beim Auftreffen auf das Wasser ging was im Knie kaputt und verursachte notwendige ärztliche Nachbehandlungen .

Auch bei anderen Jugendleitern zeigte sich später etwas Verschleiß, meist bei Fuß und Bein, aber auch Erkältungen nach einer Nachtwanderung und Biwaknacht auf dem 2813 m hohen Gamskogel…

Der Großteil blieb aber unversehrt, die ganz Hartgesottenen schliefen die ganze Woche im Schlaf- und Biwaksack oder Zelt VOR dem Ferienhaus. Es gab auch keine einzige Ansteckung mit Corona, was eigentlich an ein Wunder grenzt… Vielleicht lag es am gesunden und leckeren vegetarischen Essen, das die fleißigen verantwortlichen KüchenhelferInnen jeden Abend kochten? 

In dem Zusammenhang: Es ist wirklich nicht leicht, für 40 Leute Essen zu bereiten, Sonderwünsche zu berücksichtigen und hinterher alles wieder sauber zu verlassen. Aber das hat wirklich gut geklappt – Dank dem Einsatz fast aller!

Jetzt ist noch zu berichten, dass wir in kleineren Gruppen auch noch in anderen Klettergebieten im Ötz- und Inntal waren, einige sogar in Mehrseillängen-Routen. Alles war gut mit dem Bus und relativ kurzem Zustieg zu erreichen, nächstes Mal sollte man dann aber auch Trinkflaschen in die langen Kletterrouten mitnehmen, um nicht auszutrocknen .

Für den letzten Tag vor der Abreise war leider wieder Regen vorhergesagt. Trotzdem entschloss sich eine Wandergruppe noch zu der Besteigung des 2813 m hohen „Hausberges“. Später riss die Wolkendecke dann aber auf und alle hatten noch ein schönes Gipfelerlebnis.

Die anderen machten eine Wanderung in die nähere Umgebung u.a. über die Seilbrücke Längenfeld und zeigten viel Geschicklichkeit bei einem Gruppenspiel.

Bild9Welche Gruppe ist die Schnellste?

Anschließend ging es ans Packen und Aufräumen, was sich über mehrere Stunden hinzog. Der Bus wurde wieder vollgestopft und setzte sich noch am späten Abend in Richtung Norddeutschland in Bewegung. Wir anderen konnten noch ein bisschen mit Stockbrot und Getränken an der Feuerschale chillen und die einwöchige Reise halbwegs entspannt ausklingen lassen.

Bild10

Die Rückreise am nächsten Samstag war dann wieder sehr lang. Frühes Aufstehen war nötig, um genug Zeitreserve zum Erreichen des Zuges zu haben. Aber schon der erste Bus schluckte alle 35 Bahnreisenden und wir mussten nicht mal dafür bezahlen, obwohl unsere Ötztal-Cards schon abgelaufen waren! Die weitere Fahrt verlief auch ohne Probleme und so konnten am Abend die Eltern ihre Kinder wieder am Bahnhof in Hannover einsammeln.

Fazit: Wir hatten gemeinsam eine schöne und erlebnisreiche Woche, was nach fast 2 Jahren Pandemie mit viel zu wenig Jugendarbeit in der Sektion ein echtes Highlight für unsere Jugend war. Dementsprechend war auch die Resonanz und nicht zu vergessen das nachträgliche Dankeschön der Eltern!

Das, was nicht so gut gelaufen ist, wird dann beim nächsten Mal garantiert verbessert .

Text und Bilder: Ben Rettig